Chronik - Der Weg ins neue Jahrtausend

Der Weg ins neue Jahrtausend 1995 - 2000 Generationswechsel

Wieder sind 5 ereignisreiche Jahre ins Land gegangen, in denen die Feuerwehr Ihre führende Rolle im dörflichen Leben eindrucksvoll unter Beweis stellte. Die Feierlichkeiten zu unserem 70 jährigen Bestehen waren ein voller Erfolg für die Feuerwehr und eine sehr gute Werbung für das Dorf. Bei einem Festakt im Schloß mit Vertretern der Gastwehren (8) , Amt, Förderverein Ihlow und der Presse wurde diese Chronik präsentiert. Sie stieß allgemein auf große Anerkennung. Leider mußten wir jedoch später feststellen, daß das der Presse zur weiteren Verwendung übergebene Exemplar nicht genutzt wurde und wahrscheinlich noch heute in irgendeiner Schublade liegt. Dem Festakt folgte ein Wettkampf der 9 anwesenden Feuerwehren im Löschangriff. Dabei war auch eine Frauenmannschaft der Berliner Freiwilligen Feuerwehr, die einen hervorragenden vorderen Platz belegte. Desweiteren standen auf dem Programm Technikpräsentation, praktische Vorführungen (zerlegen eines Autowrackes), Zielspritzen und Stangenklettern für die Kinder, Kaffee und Kuchen, Wildschweinbraten, Markttreiben und Tanz bis in die Nacht. Es war ein Fest für die Familie, denn für jeden war etwas dabei. Jedoch wollen wir das Wichtigste an den Anfang des Kapitels stellen.

Unser Dorf blieb auch in den vergangenen Jahren von großen Schadenfeuern verschont. Allerdings hatten wir doch einige Einsätze zu verzeichnen, bei denen zum Teil unser Personalnotstand deutlich wurde. So ist in diesem Zusammenhang der Waldbrand an der Grunower Chaussee am 10.08. 1995 zu erwähnen. Zu diesem Einsatz sind wir förmlich mit dem letzten Aufgebot ausgerückt. Mit an Bord waren unter anderen die Kameraden Albert Puhlmann (79), Otto Schmidt (71) und Hans Moritz (65). Von den eigentlichen Einsatzkräften waren nur Christel Puhlmann, Volker Schulz und Randolf Wiese dabei. Schon bei der Anfahrt zum Einsatzort wurde von Weitem klar, daß wir mit unserer Besetzung und sonstigen technischen Ausstattung nicht in der Lage waren, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Da aber sofort über Funk Verstärkung geordert wurde, konnte größerer Schaden verhindert werden. Einige Wochen später, am 17.09.,mußten wir im Siedlungsweg eingreifen, als ein Anwohner seine Trabbiwracks abfackelte. Am 18.06. 1996 wurden wir zu einem Pkw-Brand in der Nähe von Mögelin gerufen. Nicht mehr lustig war dabei die Tatortbeschreibung durch die Leitstelle. Sie war so ungenau, daß wir erst eine halbe Stunde in der Gegend herumfahren mußten, um ihn zu finden.

Im Sommer 97 kämpften auch wir, wie so viele Menschen der Region, gegen das Oderhochwasser. In der Nacht vom 27. zum 28.07. füllten wir auf dem Neuhardenberger Flugplatz Sandsäcke und in der Nacht vom 29. zum 30.07. waren wir auf dem Oderdeich bei Hohenwutzen. Diese Nächte werden uns wohl noch lange im Gedächtnis haften bleiben, denn was sich dort abspielte verursachte bei Vielen schon ein leichtes Kribbeln unter der Haut. Bei Hohenwutzen kämpften wir zusammen mit ca. 100 anderen Feuerwehrleuten, 200 Bundeswehrsoldaten, 2 Hubschraubern, Technischem Hilfswerk und vielen zivilen Kräften gegen einen drohenden Deichbruch. Insgesamt beteiligten sich an den Eisätzen in diesen beiden Nächten eine Kameradin und 10 Kameraden unserer Feuerwehr, die dann später auch dafür die Oderflutmedaille erhielten. Von einem anderen Kaliber war die Alarmierung durch die Leitstelle am 20.03.1998. In Reichenow brannte eine Holzbaracke. Bevor sich die dortige Feuerwehr zusammenfand waren wir schon dabei, den ersten Angriff auszuführen. So leisteten wir auch im Nachbarort unseren Beitrag dazu, daß es zu keinem größeren Schaden kam.

Zu unseren kuriosesten Einsätzen zählt sicherlich jener im Sommer 98, als wir am Weg nach Pritzhagen illegal verkippte Fleisch- und Wurstwaren entsorgen mußten. Das kostete den Beteiligten mächtige Überwindung, da dufte man nicht zart besaitet sein. Die weiteren Einsätze unserer Wehr waren zumeist technische Hilfeleistungen wie die Beräumung von umgestürzten Bäumen. Dabei kommt es auch vor, daß wir bei Pannen eines Stromversorgungsunternehmens aushelfen, wie am Abend des 05.12. 1999, als die Mitarbeiter dieser Firma mit einer Hebebühne ausrückten um einen Baum aus der Freileitung zu holen, aber keine Säge an Bord hatten. Das zeigt wieder einmal, wie wichtig eine gute Ausstattung mit Technik für die Feuerwehr ist. Gerade in dem Bereich gibt es bei uns noch einen wahnsinnig großen Nachholbedarf, trotzdem daß wir am 14.02. 1997 unseren alten grünen LO gegen einen richtigen Feuerwehr LO eintauschen konnten. So arbeiten wir doch tatsächlich immer noch mit der alten TS der Bauart von 1935. Wir geben jedoch die Hoffnung nicht auf, daß sich in dem Bereich in den nächsten Jahren von amtswegen etwas tun wird. Die Gemeinde ist jedenfalls bemüht, sich im Rahmen Ihrer Möglichkeiten um die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr zu kümmern indem sie versucht, ein größeres und besseres Gerätehaus zur Verfügung zu stellen. Das ist nicht verwunderlich, denn die Gemeindevertretung wird von Angehörigen der FFW dominiert. Bei der Kommunalwahl 1998 erhielten 3 von 6 Gemeindevertretern und der Bürgermeister das Vertrauen der Wähler, die Mitglieder der FFW Ihlow sind. Die Zusammenarbeit zwischen Kommune und Feuerwehr wäre aber andernfalls auch nicht schlechter, denn die FFW besitzt nach wie vor großes Ansehen bei den Einwohnern, die vor Allem die Hilfsbereitschaft der Kameradinnen und Kameraden in jeder Situation zu würdigen wissen.

Im letzten Abschnitt hatten wir schon erwähnt, daß wir den Kammeraden Moritz so bald noch nicht aus der Wehrführung entlassen können und wollen. Aber wie in so vielen Bereichen des Lebens holte uns auch hier der deutsche Bürokratismus ein. Laut Brandschutzgesetz darf ein Wehrführer maximal 68 Jahre alt sein. Also mußte ein Nachfolger gefunden werden. Da der Kamerad Volker Schulz der einzige mit einer abgeschlossenen Qualifizierung nach bundesdeutschem Recht war, fiel die Wahl auf ihn. Auf der Jahresabschlußversammlung 1998 wurde der Kamerad Moritz als Wehrführer verabschiedet und sein Nachfolger ernannt.

Auf der ersten Versammlung des Jahres 1999 verliehen wir dem Kameraden Hans Moritz den Titel " Ehrenwehrführer" für seine langjährigen Verdienste bei der Führung unserer Wehr. Nach Höhen und Tiefen im Feuerwehrleben im Laufe des Jahres 1999 folgte ein turbulenter Herbst. Hals über Kopf zog der gerade erst neu ernannte Wehrführer mit seiner Familie nach Klosterdorf in eine bessere Wohnung. Leider konnte oder wollte er nicht die Zeit finden, um seine Amtsgeschäfte ordnungsgemäß an seinen Stellvertreter oder Nachfolger zu übergeben. Unsere Wehr drohte in ein ziemlich schlechtes Licht innerhalb des Amtes zu fallen da, wie sich kurze Zeit später herausstellte, über das Jahr sehr viel Schreibkram liegen geblieben war und die Gerätehausüberprüfung durch das Amt bevorstand. In dieser schwierigen Situation ergriff der Kamerad Manfred Puhlmann zusammen mit den stellvertretenden Wehrführern und unserm Ehrenwehrführer Hans Moritz die Initiative und stellte die gewohnte Ordnung wieder her. Wieder einmal hatte Hans eine gehörige Aktie am Erhalt der Feuerwehr. Dies soll aber keineswegs die Leistung des Kameraden Puhlmann schmälern. Er wagte den Sprung ins kalte Wasser und übernahm kommissarisch in Absprache mit den Stellvertretern die Führung unserer Wehr. Dafür gilt ihm ausdrücklich unser aller Dank.

Am Jahresende 1999 waren dann alle nötigen Formalitäten erledigt und der Kamerad Manfred Puhlmann wurde offiziell zum Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Ihlow ernannt. Die Geschichte lehrt uns, daß so eine abgeschlossene Qualifizierung unter Umständen auch nur ein Stück Papier sein kann mit dem man sich im Zweifelsfalle........

Wir wollen uns nun aber weitaus erfreulicheren Ereignissen der letzten 5 Jahre zuwenden. 1996 brachte unsere relativ kleine Feuerwehr das Kunststück fertig, eine Frauenmannschaft für den Feuerwehrsport aufzustellen. Unsere Damen nahmen mit Erfolg an den Wettkämpfen bei verschiedenen Dorffesten teil. Einigen Kameraden von Feuerwehren der Nachbarorte klappte bei diesem Anblick sichtlich der Unterkiefer herunter und wir waren stolz wie Oskar auf unsere Frauen. Leider konnte diese Mannschaft auf Dauer nicht erhalten werden, da berufliche Verpflichtungen das Training und die Teilnahme an Wettkämpfen unmöglich machten.

Das Thema Feuerwehrsport erreichte im Frühjahr 1999 seinen vorläufigen Tiefpunkt. Zum ersten Mal in unserer langjährigen Geschichte haben wir keine Mannschaft für die Teilnahme am Amtspokal und an der Kreismeisterschaft zusammenbekommen.
Wir werden uns ins Zeug legen, daß dies in Zukunft nicht mehr vorkommt.

Im Herbst 1997 begannen Anke Pfahl und Manfred Puhlmann zusammen mit interessierten Kindern im Alter 10 bis 12 Jahren des Dorfes mit dem Aufbau einer Jugendfeuerwehr. So lebte eine schöne Tradition aus den 70er Jahren wieder auf, als wir eine starke Gruppe junger Brandschutzhelfer hatten. Unsere 11 Kinder waren auch von Anfang an mit großem Eifer bei der Sache. Der anfänglichen theoretischen Ausbildung im Winter folgte im Frühjahr 1998 die praktische Übung beim Löschangriff. Dies war natürlich wesentlich interessanter als die graue Theorie, zumal sich auch bei den später folgenden Wettkämpfen schöne Erfolge für unseren Nachwuchs einstellten. Bei manch einem Dorffest legten sie eine bessere Zeit hin als Mannschaften der Erwachsenen. So ist es auch nicht verwunderlich, daß die Jungs und Mädels sehr enttäuscht waren, wenn mal eine Übungsstunde ausfallen mußte. Viel Beifall erntete die Truppe von Einwohnern und Gästen bei unserem 1. Tag der offenen Tür am 28.08. 1999. Auch bei der Vorbereitung dieses Tages waren die Kinder sehr engagiert. Dafür gilt unseren Jüngsten besonderer Dank. Die Freude, mit der sie bei der Sache sind wurde auch sehr deutlich bei der Jahresabschlußver-sammlung 1999, als sie sich mit einem Präsentkorb bei Ihrem Hauptbetreuer M. Puhlmann bedankten. Er sorgt dafür, daß das Ganze locker bleibt und Spiel und Spaß auch nicht zu kurz kommen. Wir sagen: " Bravo, weiter so ! ".

Insgesamt als erfreulich zu erwähnen ist auch die Tatsache, daß die Lücken die Kameraden hinterließen als sie aus Ihlow wegzogen oder aus anderen persönlichen Gründen ausschieden, durch neue Kameraden weitestgehend geschlossen werden konnten. Dabei waren junge Leute wie Ronny Schubring und Dirk Puhlmann, Heimkehrer wie Claudia Schubring und etwas reifere Feuerwehranfänger wie Lars Spangenberg . Der letztgenannte ist insofern ein Novum für unsere Wehr, da er aus den alten Bundesländern stammt. Er ist aber schon in kurzer Zeit in Ihlow so fest angewachsen, daß er aus unserer Dorfgemeinschaft eigentlich nicht mehr wegzudenken ist. Wenn es in ganz Deutschland mehr von der Sorte Mensch geben würde, erübrigten sich sämtliche Diskussionen über eine Mauer in den Köpfen.

Unsere FFW hat auch immer wieder dafür gesorgt, daß Einwohner und Gäste von Ihlow gelegentlich eine Kuh fliegen lassen konnten. Besonders hervorzu-heben ist dabei das Lagerfeuer am 03.10. 1998. Beim Aufbau der Festzelte am Vormittag gab es solch ein Schneegestöber, daß man denken mußte am Abend traut sich kein Mensch aus dem Haus. Das Gegenteil war jedoch der Fall. Es wurde in knöcheltiefem Morast bis spät in die Nacht im Park getanzt. Diesen Faden kann man beliebig weiterspinnen. Wenn die Feuerwehr zum Feiern einlädt, ist immer mächtig was los, so auch beim Tag der offenen Tür am 28. 08.99. Der Erfolg dieser Veranstaltung hat uns dermaßen überrascht, daß wir am Abend noch losrennen mußten, um uns im Schloß noch Tische und Stühle für die vielen Gäste auszuleihen. Zum Abschluß dieser erfolgreichen Präsentation unserer FFW wurde wieder bis in die späte Nacht auf der Betonfläche vor dem Gerätehaus getanzt. Der Verfasser dieser Zeilen, möchte an dieser Stelle einen kleinen Ausblick in die Zukunft wagen. Gravierende Veränderungen für die Gemeinde werfen Ihre Schatten voraus, die das dörfliche Leben möglicherweise nachhaltig verändern werden. Gemeint ist die mit Skepsis und Bestürzung vieler Kommunalpolitiker gesehene Gemeindegebeitsreform, in deren Folge man einen großen Identitätsverlust der kleinen Dörfer befürchtet. Deutet doch alles darauf hin, daß diese in großen Verwaltungseinheiten regelrecht untergebuttert werden. In diesem Zusammenhang äußerte bei einer Amtsausschußsitzung ein Bürgermeister einer anderen kleinen Gemeinde des Amtes die Befürchtung, daß auch die Feuerwehren untergehen könnten. Da mußte ich ihm doch widersprechen und gab meine Überzeugung zum Besten: "Wenn wir mit Wassereimer und Feuerpatsche losziehen müssen, aber die Feuerwehr wird nicht untergehen!". Allerdings könnte es durchaus passieren, daß die Interessen der Feuerwehr nicht mehr in ausreichender Form vertreten werden.

Der schon vorgenannte deutsche Bürokratismus bereitet unserer FFW auch zunehmend organisatorische Schwierigkeiten, denn sie ist keine Körperschaft und darf demzufolge weder als Veranstalter wirken, noch Spendenquittungen ausstellen oder ähnliche Dinge. Um die dörfliche Gemeinschaft und die führende Rolle der Freiwilligen Feuerwehr darin zu stärken und langfristig zu erhalten, haben wir uns dazu entschlossen, für diesen Zweck einen gemeinnützig tätigen Förderverein zu gründen. Dies wird zwar ein relativ langer und beschwehrlicher Weg, jedoch sind wir alle voller Hoffnung, daß er uns zum gewünschten Erfolg bringt. Der Verein soll vor allem auch jenen Bürgerinnen und Bürgern die Chance bieten, sich zu engagieren, die selbst nicht Mitglied der Feuerwehr werden wollen oder können.

Auf weiterhin erfolgreiches Wirken für Dorf und Feuerwehr Ein dreifach donnerndes

Gut Schlauch!